Blog > Das Carampane-Viertel: Venedigs würzige Vergangenheit
Wenn man an Venedig denkt, kommen einem wahrscheinlich romantische Kanäle, Gondeln und geheimnisvolle Gassen in den Sinn. Aber wussten Sie, dass die Serenissima auch ihr eigenes „Rotlichtviertel“ hatte? Genau so ist es! Heute nehme ich Sie mit auf eine Reise ins Carampane-Viertel, im Sestiere San Polo, und zur berüchtigten Ponte delle Tette. Ja, Sie haben richtig gelesen: Brücke der Brüste. Neugierig? Dann schnallen Sie sich an (oder besser gesagt, schnüren Sie Ihr Korsett) und bereiten Sie sich auf eine Entdeckungstour durch das freizügigere Venedig vergangener Zeiten vor!
Von den Rampani… zu den Carampane
Alles begann um 1319, als der letzte Nachkomme der Adelsfamilie Rampani verstarb. Die immer geschäftstüchtige Serenissima übernahm daraufhin deren Gebäude und entschied, sie einem ganz besonderen Zweck zu widmen. Die Regierung war genervt davon, dass Prostituierte zu jeder Tages- und Nachtzeit in der ganzen Stadt präsent waren. Was lag da näher, als sie in einem einzigen Viertel zu konzentrieren und ihre Tätigkeit zu regulieren?
Wie funktionierte das Ganze?
Ein Detail, das uns heute kurios erscheinen mag: Die Prostituierten lehnten sich aus den Fenstern der ersten Etage, um den Passanten (oder besser gesagt potenziellen Kunden) ihre „Reize“ zu präsentieren. Während heute die begehrtesten Schaufenster in Einkaufsstraßen wie der Via Montenapoleone liegen, war es damals die Ponte delle Tette, die die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog!
Doch die Serenissima überließ nichts dem Zufall und setzte strenge Regeln durch:
Als die Serenissima das älteste Gewerbe der Welt förderte
Im 16. Jahrhundert sah sich die venezianische Regierung mit einem neuen „Problem“ konfrontiert: der zunehmenden Homosexualität, die laut den Autoritäten das Image der Stadt schädigen könnte. Die Lösung? Die Förderung der Prostitution! Eine frühe Form von Marketing: Die Serenissima unterstützte das Gewerbe der Prostituierten aktiv, um jungen Männern eine gesellschaftlich akzeptierte Alternative zu bieten.
Und heute?
Heute ist das Carampane-Viertel alles andere als verrucht – es ist ein ruhiger, authentischer Stadtteil, in dem viele Venezianer leben. Wenn Sie in der Gegend sind, empfehle ich Ihnen einen Besuch im Restaurant Le Antiche Carampane – eine typische Osteria, in der Sie köstliche venezianische Spezialitäten genießen können, abseits der Touristenmassen.
Venedig hat unzählige Facetten, und diese Episode aus seiner Geschichte zeigt, wie lebendig und außergewöhnlich die Stadt schon vor Jahrhunderten war. Wer weiß, welche weiteren Geheimnisse noch in ihren Gassen verborgen liegen…
Und Sie, kannten Sie diese Geschichte schon? 😏